Das altbekannte amerikanische System aus Hollywood-Bünden und Distributionswegen findet sich in Deutschland wie auch in Lateinamerika, Großbritannien oder Teilen Asiens und Afrikas auf ähnliche Weise wieder: Grundsätzlich wird in Europa eher für einen regionalen Markt produziert, und dies je nach Land auch noch in sich wie innerhalb Europas föderalistisch straff durchorganisiert. Filmhochschulen, Akademien, Festivals und Sendeanstalten kooperieren mit Produktionsbüros, Regisseuren und Filmförderanstalten. Dies geschieht innerhalb einzelner Bundesländer wie national und auch mittels europäischer Förderung wie durch Create Media.

Deutschland ist also mehrfach föderal aufgestellt, bedient dabei aber hauptsächlich den deutschsprachigen Raum. Es gibt im Filmbereich tatsächlich mehr Kulturwarenaustausch zwischen manchen asiatischen und afrikanischen Ländern als zwischen zum Beispiel Deutschland und Spanien oder Polen. Dies bedeutet vieles für Produktions- und Distributionswege, aber auch für Inhalte und Maßstäbe beziehungsweise Ansprüche in punkto Verbreitung und Akzeptanz. Ältere Kinohäuser, wie auch manche Sendeplätze der staatlichen wie privaten Fernsehsender, werden eher mit nationalen, Multiplexe und Streaming werden – auch aufgrund der Herkunft ihrer Betreiber – meist mehr mit amerikanischen Produktionen bespielt. Die Erkennbarkeit von deutschen oder europäischen Werken ist entsprechend von Relevanz, nicht erst bei den Logos im Abspann.

Was vermitteln Filme aus Deutschland über Land und Leute?

Kommerziell ausgerichtete Filme richten sich oft an ein breites Publikum, das eher Komödiantisches zu erwarten gewohnt ist. Action, Horror und Science Fiction machen andere besser und können dies auch auf dem Weltmarkt durchsetzen. Soziale Themen wie Jugend, Frauen, Sexualität, Migration, Klimawandel und an Geschichte angelehnte Filme werden gemeinhin im geförderten Bereich verortet, entsprechend von Medien begleitet und vom Publikum innerhalb des möglichen Rahmens auch angeschaut. Generell werden aber – auch aufgrund der föderalen Struktur – viele Filme mit Ortsbezug produziert, die in ihrer Fülle gar kein großes Publikum finden können.

Es geht also durchaus um Standortmarketing und die Vermittlung eines Selbstbildes, manchmal auch um das Demonstrieren, dass sich „die Gesellschaft“ eines Themas angenommen hat. Gerade geförderte Filme wirken durchaus auf das Publikum, aber auch als Repräsentanten des Landes. Als sei jeder Film ein kleines Goethe-Institut, strahlen die Produktionen buchstäblich nach außen hin und dann wieder zurück in die Provinzen innerhalb von Deutschland. So kann der Erfolg von Lola rennt oder eines Films von Wim Wenders positiv zurückstrahlen, ohne dass weite Teile des Landes überhaupt wissen, warum das jetzt ein deutscher Kulturträger ist. Das begleitende Feuilleton funktioniert ähnlich schlecht wie die Massenmedien und Pop-Gazetten.

Viele Formalien und Oberflächen bestimmen also die Rezeption, aber natürlich auch die Drehbücher und die Produktionen selbst. Lokalkolorit in Produktionen bedeutet an der Peripherie meist mehr Nostalgie und Comedy, in den Zentren eher Aktualität und Anbindungsversuche an internationale Standards, oder sogar das Kommentieren dieser. Seit Produktionen in Berlin aber immer teurer werden, nutzt der Standortvorteil weniger, hinzu kommt natürlich der Mangel an Streaming-Plattformen und Reichweite. Dies trifft die übersichtliche Filmindustrie in Deutschland aber weniger hart als man meinen könnte. Einfach da sie nicht viel zu verlieren hat.

Folgt man als Regisseurin oder Schauspieler also dem Pfad in den Garten Eden der recht national orientierten und bürokratischen Filmwelt, ist im Grunde die kleine Welt weiterhin in Ordnung. Den Exportüberschuss Deutschlands sichern sich regelmäßig andere Branchen, europäische Plattformen sind schon aufgrund der Vielzahl an hiesigen Sprachen rar, und ähnlich wie in der Games-Industrie ist im Markt zwar immer viel Bewegung, aber der Platz auch schon verteilt. Neuerungen wie Echtzeit-Untertitelungen oder auch von ethnischen Minderheiten mitgestaltete Inhalte und Narrative könnten hieran in Zukunft etwas ändern. Dafür wiederum müssten die Strukturen sich – föderal – ändern.