Nach der ersten Projektion eines Filmes im Wintergartenpalais von Berlin im Jahr 1895 dauerte es einige Zeit, bis das neue Medium sich vom Jahrmarktphänomen zu einem nennenswerten Populärkulturgut entwickelte.

UFA und Stummfilm

Entscheidend war die Gründung der Universum Film AG im Babelsberg von 1917. DieUFA war aus dem Bild- und Filmamt der Obersten Heeresleitung hervorgegangen. Sie widmete sich nach dem Ersten Weltkrieg neben Propaganda- und Marketingfilmen auch der Unterhaltung – nicht zuletzt auf Anregung des Teilhabers Deutsche Bank hin, der auch kommerzielle Erfolge vorweisen wollte. Mit der Privatisierung der UFA fast parallel vollzog sich der Übergang von Stummfilmen und Expressionismus zur Neuen Sachlichkeit, aber auch zu Unterhaltungsfilmen wie von Ernst Lubitsch.

Weimar, Hugenberg, Prometheus

Ab Mitte der Zwanzigerjahre hielten große Kinopaläste Einzug in die Großstädte, womit Kommerzialität eine noch größere Rolle zu spielen begann. Gerade wegen der Popularität des Kinos war dieses aber nicht frei von politischer Vereinnahmung. Die Rechte forcierte die Produktion sogenannter Preußenfilme, auch mittels der UFA, die nun Teil der Hugenberg-Gruppe (Deutschnationale Volkspartei) war. Marktabsprachen der UFA mit Paramount und Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) regelten die Verfügbarkeit bestimmter deutscher, amerikanischer und französischer Filme in Deutschland. Im linken Spektrum profilierte sich die Prometheus-Gruppe mit proletarischen Epen wie Kuhle Wampe.

Trümmer und Heimat mit Ton und Farbe

Die NSDAP konnte also auf einigem aufbauen bei ihrer Verstaatlichung der Filmindustrie beziehungsweise der Vereinheitlichung von Partei, Militarismus und Großkonzernen, sich aber auch – wie per Radio – den Ton zunutze machen. Und dies einhergehend mit einer Annektion des aufkommenden Starkultes zugunsten eines die alten Monarchisten noch übertreffenden Führerkultes. Nur wenige Jahre später annektierte die sowjetische Besatzung diese Strukturen zur Gründung der Deutschen Film AG, DEFA, während das UFA-Kartell auf kleine und mittlere Firmen verteilt wurde – und sämtliche Restriktionen bezüglich ausländischer Produktionen aufgehoben. Deutsche Filme der kommenden Jahrzehnte konnten nun zwar Ton und später auch Farbe aufweisen, drehten sich aber zunächst um Schicksale der Trümmerjahre, bald aber mehr um Unterhaltung, Heimatliebe und ein wenig Fernweh.

Ein Manifest und ein Abkommen

Das Fernsehen und die Einseitigkeit des Filmangebotes bei deutschen Produktionen führten 1964 dazu, dass die UFA sich von Bertelsmann schlucken lassen musste. Kriminalfilme und Western beherrschten die Leinwände, als Filmemacher mit dem Oberhausener Manifest erklärten, für mehr Relevanz des deutschen Films zu sorgen. Diese Stärkung von Autoren und Regisseuren gegenüber den Produzenten traf sich zehn Jahre später mit den Film-und-Fernseh-Abkommen von ARD, ZDF und Filmförderanstalt. Es zielt auf die Förderung von Filmen ab, die gleichermaßen im Fernsehen wie im Kino einsetzbar sind. Es sollte allerdings bis in die Achtzigerjahre hinein dauern, bis der deutschen Filmproduktion dadurch Werke gelangen, die zumindest im eigenen Land mit den Produktionen aus Hollywood mithalten konnten.

Neue Finanzierungsquellen und Kinosterben

Ein zusätzlicher Druck zur Kommerzialisierung und Internationalisierung des BRD-Films ergab sich ebenfalls Anfang der Achtziger durch eine Reduzierung der Kostenübernahme pro Film seitens der Fördergeber. Siebzig Prozent mussten nun selbst aufgebracht oder durch Fundraising vor-erwirtschaftet werden, bevor eine Produktion institutionelle Unterstützung beantragen konnte. Eine Nähe zu staatlichen wie auch internationalen Gönnern war nun also notwendig geworden, während gleichzeitig das Heimvideo, nicht viel später die DVD und dann das Streaming die klassischen Fernseh- wie auch die Kinostrukturen zu zersetzen begannen. Gestiegene Ansprüche des Publikums an Produktions- und Abspieltechnik auf der einen Seite, die Erschließung migrantischen Publikums sowie europäische Förderstrukturen auf der anderen haben seitdem dazu geführt, dass sich der Status Quo des deutschen Films nicht wirklich geändert hat. Eine echte Internationalisierung steht noch aus.